Artikel: Nett ist der kleine Bruder von Scheiße | Service in Heidelberg[ Stadtleben ]
23.10.2009  |   Klicks: 2158   |   Kommentare: 11   |   Autor: pdmax
Nett ist der kleine Bruder von Scheiße | Service in Heidelberg
Deutschland - Land der Ideen. Glaubt Ihr nicht? Garantiert. Wir beweisen es Euch.
Um was geht es hier eigentlich? Um eine ernstgemeinte, gute Sache, die trotzdem witzig und nicht ohne ein dickes Augenzwinkern daherkommt (was allein schon am Namen liegen dürfte): die "netten Toiletten".

Das ist nicht etwa eine selbstironische Hausfrauenband, sondern ein Projekt, dessen Prinzip denkbar einfach ist.
Teilnehmende Gastronomen, Einzelhändler und Institutionen in Heidelberg stellen (jetzt kommt die Alliteration des Jahres) während ihrer Öffnungszeiten ihre Örtlichkeiten der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Die Stadt Heidelberg hat die Initiative für dieses Projekt ergriffen sowie Koordination und Finanzierung übernommen. Bisher standen der bummelnden Bevölkerung in der Stadt am Neckar sechs öffentliche WC-Anlagen zur Verfügung, die trotz aller Sorgfalt des öfteren nicht das Ambiente boten, dort hygienisch unbedenklich seinen Geschäften nachzugehen.

Ungeachtet der Tatsache, dass es seit Kurzem zwei weitere öffentliche Alagen gibt, nahm sich das Amt für Abfallwirtschaft der Problematik an und entwickelte diese Idee der flächendeckenden Örtlichkeiten.

Vom Start weg sind 17 Partner dabei - damit gibt es jetzt in Heidelbergs Innenstadt zwischen Karlstor und Bismarckplatz insgesamt 25 frei zugängliche Toiletten.

Was das zur Folge hat?
Theoretisch bestünde jetzt die Möglichkeit, allen 50 bis 100 Metern seinen, zugegeben meist privaten Geschäften nachzugehen, und, falls man örtlich unabhängig ist, sich seinen persönlichen Favoriten in Sachen Stil, Ambiente, Papierqualität und Sitzkomfort auszusuchen.

Vorteil dieser Aktion: die öffentlichen Toiletten, deren Dasein meist durch ihre Doppelfunktion als Lokus und beheizte Fixerstube gekennzeichnet waren, sind nicht sonderlich beliebt, die privatwirtschaftlich betreuten Toiletten dürften, zumindest in den meisten Fällen, ein gehobeneres Sauberkeitsniveau aufweisen.

Was für den End(darm)kunden kostenlos ist, muss anderorts bezahlt werden, klare Sache. Die teilnehmenden Betriebe erhalten eine monatliche Pauschale von 50 Euro, Zuschläge sind möglich für Wickeltisch oder behindertengerechte Gestaltung.
Also lässt sich die Stadt Heidelberg diese zunächst auf ein Jahr befristete Aktion monatlich 850 Euro kosten, selbstverständlich aus dem kommunalen Haushalt.

Die entscheidende Frage: wie findet man in der Not schnell eine teilnehmende Örtlichkeit? Auch hier hat man mitgedacht: nicht nur dass alle neuen netten Toiletten mit einem Aufkleber im Corporate Design ausgewiesen sind an den Pforten der Betriebe, auch die Altstadttafeln sind mit dementsprechenden Zusätzen und um somit weitere 17 Sehenswürdigkeiten ergänzt worden. Und für alle, die dann immer noch umherirren, wird auch Flyer und Plakate (von Promotern in entsprechenden Kostümen?) geben, die einen auch nochmals gesondert auf den besonderen Service hinweisen.

Für die Gastronomen heißt es jedenfalls ab jetzt: aus Scheiße Gold machen.
 
11 Kommentare zu diesem Artikel
23.10.09, 16:58 Uhr #1 von rotznase
Einfach zu geil!!!!
23.10.09, 17:03 Uhr #2 von PelvisRenalis
wie geil is das denn
23.10.09, 17:22 Uhr #3 von Alvin
wäre in der mannheimer innenstadt oftmals praktisch
find die idee echt gut
23.10.09, 17:27 Uhr #4 von Loibisch
geile Idee und super Artikel
23.10.09, 17:31 Uhr #5 von harrison
ne toilette zu finden is doch kein problem. kein gaststätteninhaber wird dich aufhalten wenn du einfach von der tür schnurstracks zum klo gehst. vielleicht peinlich, aber was solls wenns dringend ist
23.10.09, 17:34 Uhr #6 von starlet83
super artikel. diese aktion gibt es im beschaulichen örtchen bad säckingen kurz vor der schweizer grenze allerdings schon ca. 2 jahre. na dann mal "viel erfolg"
23.10.09, 17:36 Uhr #7 von dwing
@harrison: Ja, aber der Vorteil für die Gastronomen dabei ist doch sich dafür bezahlen zu lassen.

Denn aufhalten darf man dich eh nicht soweit ich weiß, da Gastronomen doch seit einem Jahr oder so, sowieso verpflichtet sind ihre Toiletten den Passanten unentgeltlich zur Verfügung zu stellen.
23.10.09, 17:48 Uhr #8 von Philipp-
und den passanten wird es weiter peinlich sein diese zu nutzen ohne was zu kaufen, trotzdem eine gute aktion
23.10.09, 17:57 Uhr #9 von Le_Chaud
@dwing sicher? das kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. die gastronomen haben doch das hausrecht und können jedem ungeliebten gast hausverbot erteilen
23.10.09, 18:48 Uhr #10 von Alvin
im mcs am wasserturm haben die ja auch ein drehkreutz wo man erst was kaufen muss
25.10.09, 16:08 Uhr #11 von tommyo_
find ich geil. Sonst muß immer noch n Renn-Pils gehen, nachdem man auf dem WC der Kneipe war
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