Artikel: Der kriminelle beste Kunde[ Seitenblicke ]
03.11.2009  |   Klicks: 1705   |   Kommentare: 7   |   Autor: pdmax
Der kriminelle beste Kunde
Filesharer, die illegale Downloads aus dem Netz ziehen, geben gleichzeitig am meisten Geld für Musik aus.
Die Musikdiebe investieren 75 Prozent mehr Geld in CDs und kostenpflichtige MP3s als jene Menschen, die keine illegalen Dateien im Web herunterladen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle britische Studie von Ipsos MORI, im Zuge derer laut Bericht des Independent 1.000 Personen mit Internetzugang zwischen 16 und 50 Jahren befragt wurden.

Allein in Großbritannien laden jährlich geschätzte sieben Mio. User illegal Musik aus dem Netz herunter. Laut der Erhebung gibt einer von zehn Internetnutzern zu, urheberrechtlich geschütztes Material illegal aus dem Web zu ziehen.

Ausgehend von diesen Studienergebnissen sieht die Musikindustrie ausgerechnet in ihren besten Kunden den größten Feind. Die in Großbritannien geplanten Netzsperren für Filesharer könnten so der angeschlagenen Branche noch mehr Schaden zufügen, indem jene bestraft würden, die eigentlich das meiste Geld bringen.

Dieser Zugang werde der Regierung nicht dabei nützen, einer kränkelnden Musikindustrie wieder auf die Beine zu helfen, meint Peter Bradwell von dem ThinkTank Demos, der die Studie in Auftrag gegeben hat. "Politiker und Musikfirmen müssen begreifen, dass sich die Art des Musikkonsums geändert hat und Konsumenten nach niedrigeren Preisen und einfacherem Zugang verlangen", so Bradwell.

Anderer Auffassung ist man naturgemäß auf Seiten der Branchenvertreter. "Es gibt zahlreiche Studien zu diesem Thema, die das genaue Gegenteil feststellen", sagt IFPI-Sprecher Thomas Böhm. Das habe zuletzt auch eine Studie im Auftrag der Britischen Regierung gezeigt, wonach die rund sieben Mio. Filesharer für einen jährlichen Umsatzausfall von zwölf Mrd. Pfund (13,7 Mrd. Euro) sorgen würden. "Auch wenn jemand im CD-Geschäft drei CDs kauft und drei an der Kassa vorbeischwindelt, entsteht Schaden. Man kann also nicht legal und illegal gegeneinander ausspielen", argumentiert Böhm. Von lizenzierten und bezahlten Downloads profitierten Kreative und Künstler. Es sei klar, dass Filesharing die Entwicklung der legalen Online-Musikshops beeinträchtige.

Filesharing als Entdeckungsreise

Menschen, die Musik im Web tauschen, sind jene, die an Musik interessiert sind, meint Mark Mulligan von Forrester Research. "Sie nutzen Filesharing, um Musik kennenzulernen." Die junge Generation sei nicht mehr an ein Konzept gewöhnt, bei dem für Musik bezahlt werden muss. "Man braucht ein Preislevel, das nicht spürbar ins Gewicht fällt", meint Mulligan.

Im Zuge der Umfrage wurden auch die Netzsperren thematisiert. 61 Prozent der illegalen Filesharer sagten demzufolge, sie würden die Finger von den Downloads lassen, wenn man ihnen mit dem Kappen des Internetzugangs drohte.

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7 Kommentare zu diesem Artikel
03.11.09, 10:21 Uhr #1 von Philipp-
hat sich eh bald vor allem in uk . Spotify und co sind die zkunft , musikstreamen mit vernuenftiger plattform,alle paar lieder en commercial eingespielt und fertig, benutzt in skandinavien auch jeder und wer lust hat bekommt en premium account mit offline zur verfügugn stellung fuer 10 euro im monat(iphone app)
03.11.09, 12:49 Uhr #2 von Xray
Wer betreibt denn noch klassisches Filesharing?
Kann man sich doch alles auf YouTube anhören... und da lauern auch keine Abmahn-Anwälte.
03.11.09, 17:27 Uhr #3 von Chico
ein hoch auf die soundqualität....

wenn ich bedenke was unsere väter für HiFi ausgegeben haben, um Musik in möglichst bester qualität hören zu können und ihr begnügt euch mit youtube und den unglaublich miesen ipod-Ohrsteckern....
ist Musik für euch SO wertlos geworden??
03.11.09, 18:16 Uhr #4 von Mister_Crac
Die Qualität vieler Musikstücke auf Youtube ist nicht besonders prickelnd, ja.
Aber ich bin dort schon über viele Lieder und Tracks "gestolpert", die ich ansonsten nie gefunden hätte. Insofern Youtube for the win, und endlich mal her mit vernünftigen mp3-Flatrates oder aber fairen Preisen (was an 1,49-2,99 Euro für ein einziges Stück ohne Datenträger, Cover, Artwork, Einzelhandel, kaum nennenswerte Vertriebskosten etc. fair sein soll, möge mir mal bitte jemand erklären).
Dieser Eintrag wurde 1 mal editiert, zuletzt 03.11.09, 18:16 Uhr
03.11.09, 18:36 Uhr #5 von Xray
@Chico:
Mach dir um meine Ohrstecker keine Sorgen, die waren teuer genug.

Ich dachte da eher an die ganzen Bands, die ich dank unserer großartigen TV- und Radiolandschaft erst durch YouTube das erste Mal gehört habe, und deren CDs jetzt bei mir Regal stehen.
03.11.09, 20:45 Uhr #6 von Asmarino
musik ist wie nachrichten heutzutage viel leichter "zugänglich" als früher...
deshalb werden musiker/künstler und journalisten auch schlechter honoriert als früher...
Adapt or die, sagte ein nüchterner kopf mal dazu!
05.11.09, 01:50 Uhr #7 von Maliblu
Also ich hör mit meinem Laptop immer youtube-lieder und ich hör keinen unterschied zw. utube und mp3s
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