Artikel: 2012 - Superlative nonstop[ Film ]
12.11.2009  |   Klicks: 4239   |   Kommentare: 6   |   Autor: pdmax
2012 - Superlative nonstop
Roland Emmerich hat wieder zugeschlagen und den Weltuntergang ausufernd inszeniert.
Dass simple Kriege und lokale (Natur-)Katastrophen der realen Welt Roland Emmerich zu langweilig zu sein scheinen, belegen seine filmischen Werke eindrucksvoll.

Mit 2012 läuft seit heute das neueste Werk des schwäbischen Regisseurs.
Die Geschichte des Films ist schnell erzählt. Die Story beginnt, wie so oft, mit zunächst voneinander unabhängigen Handlungsfetzen (Strängen will man sie mangels Tiefgang nun wirklich nicht nennen), die sich auf zufällige oder wundersame Art und Weise ab Filmmitte zu einem bestenfalls durchschnittlichen Plot zusammenfinden.

Ein erfolgloser, geschiedener Buchautor (John Cusack) versucht mehr schlecht als Recht, den fragilen Kontakt zu seinen Kindern und Exfrau Aufrecht zu erhalten, der junge Wissenschaftler Adrian Helmsley (Chiwetel Ejiofor) verwaltet im Auftrag der amerikanischen Regierung den Weltuntergang, der amerikanische Präsident (Danny Glover) versucht nach Kräften die Staatengemeinschaft auf Kurs zu halten und der russische Exboxer und heutige Milliardär Juri versucht seine Familie vor dem Untergang zu bewahren.

Die Geschichten in der Geschichte sind so trivial, dass es eigentlich nicht lohnt, ihnen in irgendeiner Form Beachtung zu schenken, den Eindruck dass sie lediglich leidiges Gerippe des Showcases "Animationstechnnik" sind wird man in den kompletten 158 Minuten nicht los.

Trotzdem ist Roland Emmerichs Film ein Feuerwerk der Superlative, dass mehr oder minder im Vorbeigehen alle bisher geltenden Standards pulverisiert.

In keinem anderen Blockbuster kamen so ungehemmt massenweise Menschen um, ohne dabei den geringsten Hauch Emotion aufkommen zu lassen. Insgesamt werden um die sechs Milliarden Menschen ums Leben gekommen sein, dabei sieht man nahezu in jeder totalen Katastropheneinstellung Menschen, die in Gräben stürzen, erschlagen werden, in Flammen aufgehen oder ertrinken. En Masse - emotionslos wie selten gezeigt im Kino.
Gleichzeitig werden Einzeltode zumindest ansatzweise vorgestellter Charaktere dramaturgisch und phasenweise sarkastisch inszeniert (siehe russischer Pilot Sasscha).

Ebenfalls rekordverdächtig sind die Frequenz und Intensität der gezeigten Moral-Herzschmerz-Verlust-Freundes&Liebes-Szenen.
Selbst die härtesten Steine mit Ganzkörpertattoo und Bomberjacke dürften angesichts so viel Pathos Probleme kriegen, sich davon über die gesamten zweieinhalb Stunden völlig loszusagen.
Verabschiedungen, Leid und Glück, flammende Reden zur menschlichen Moral - alles dabei und immer die amerikanische Flagge am Wehen ("Ich bin der letzte Präsident der Vereinigten Staaten - können Sie sich vorstellen, was für ein Gefühl das ist?"). Die Rolle des obsolet gewordenen amerikanischen Flugzeugträgers John F. Kennedy sei nur als Beispiel genannt.

Wer bei Stirb Langsam 4.0 dachte, John McLanes Ritt auf dem Düsenjet-Flügel sei der größte Ausflug in die Ironie der Realität gewesen, der wird in 2012 eines besseren belehrt.
Abgründe, verschwindende Erde samt Häusern und Städten tun sich zentimentergenau hinter dem letzen Rad mit Bodenkontakt der Fluchtfahrzeuge der Protagonisten auf, und wenn der Graben doch mal vorher aufgeht, schaffen die Lebenskünstler den Sprung darüber gerade noch.
Natürlich trifft der Kometenregen die Flugzeuge am Himmel nicht, sehr wohl aber den kleinen Irren samt Radiosender am Waldboden.
Den Anspruch an Realismus sollte man hier auf Pierce-Brosnan-als-James-Bond-Niveau runterschrauben, dann kommt man eventuell auch in 2012 klar.

DAS Superlativ schlechthin ist das, was der Film eigentlich zu sein vermag: ein Showcase für den State-of-the-Art in Sachen digitaler Animationstechnik. Eine derartig detailreiche Animation des Weltuntergangs, reich an patriotischer Symbolik samt visuellen Untergang des Weißen Hauses und des Petersdoms war bis heute nicht zu sehen - da dürften die Entwickler an ihren PCs ihre helle Freude gehabt haben.

Deswegen trifft auf 2012 das reichlich abgedroschene Credo der Filmindustrie zu: KINO - dafür werden Filme gemacht - 2012 kann seine Wirkung nur auf Leinwand in schierer Größe entfalten, die DVD auf dem heimischen 32-Zoll-LCD beraubt das Spektakel seiner wirkungsvollsten und einzig stimmigen Dimension - der schieren Bildgewalt.

Der Film ist seit langem ein Film, den man, wenn man ihn sehen will, unbedingt im Kino schauen sollte - ob man ihn sehen muss sei dahingestellt.

Relevante Links:
www.kinos-in-mannheim.de
 

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6 Kommentare zu diesem Artikel
12.11.09, 13:14 Uhr #1 von Tatii
Entgegen der Rezension, in der Tat ein Film der Superlative!
Sehr sehr gut.
Dieser Eintrag wurde 2 mal editiert, zuletzt 13.11.09, 13:14 Uhr
12.11.09, 17:05 Uhr #2 von rotznase
Du meinst der Film war sehr sehr gut??
13.11.09, 08:57 Uhr #3 von Tatii
Ich meine nicht, ich finde!
13.11.09, 09:09 Uhr #4 von DarkAngi81
Ich bin schon auch drauf gespannt, wir gehen nä. Woche auch rein
13.11.09, 10:36 Uhr #5 von BenKling3
Perfektes Popcorn-Kino und sicher besser als hier beschrieben.

Kein Tiefgang in den Charakteren OK, aber wer bitte hatte das erwartet

Wir wollten die Welt untergehen sehen und mehr nicht

Unterm Strich
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Erwartungen voll und ganz erfüllt und das mit wahnsinns Bildern!!!

17.11.09, 19:49 Uhr #6 von Kleingeldprinzessi
Der Film war soooo unerträglich peinlich, ja coole Effekte usw, aber der Rest war sooo peinlich, ich habs kaum ausgehalten..Noch mal schnell den Sohn angerufen nach Jahren, Mist..eine Sekunde zu spät ach ich könnte so einiges aufzählen..Geldverschwendung war das...
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