Die Naivität, mit der die beiden Freunde Tom und Veit (Friedrich Mücke) ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten aufbrechen, wird nur von ihrem unermüdlichen Tatendrang überboten.
Nachdem 1989 die Mauer gefallen ist, steht den beiden sympathischen Ossis plötzlich die ganze Welt offen. Veit will die Gelegenheit nutzen, um in San Francisco seinen verschollenen Vater zu finden. Sein bester Freund Tom begleitet ihn. Er will zur Golden Gate Bridge, dem bekanntlich westlichsten Punkt der Welt.
Zum Postkasten in San Francisco, von dem aus Veits Vater ihm jedes Jahr an seinem Geburtstag eine Postkarte schickt, ist es ein langer Weg. Ein Weg voller freakiger Leute, urkomischen Situationen, immer wiederkehrenden Geldproblemen und der Kinderfreundschaft von Tom und Veit, die auf eine harte Probe gestellt wird.
Kaum unterwegs wird den beiden eines ziemlich schnell bewusst: Ohne Moos nix los. Und so geht es nicht nach San Francisco und auch erst mal nicht nach New York. Dafür aber nach New Yersey. Die beiden Ex-Ossis nehmens locker. Gibt ja auch genug zu sehen in der großen weiten Welt. Mit so gut wie keinen Englischkenntnissen, dafür mit einer umso größeren Portion Selbstbewusstsein und Charme kämpfen sie sich durch den Großstadtdschungel.
Die Story ist gut, die Umsetzung ist gut, die beiden Hauptdarsteller sind ein Knaller. Sie gehen in ihren Rollen auf, verkörpern die Charaktere mehr als glaubwürdig und wirken dabei nie aufgesetzt. Matthias Schweighöfer kennen wir alle. Er spielt den lustigen Charmeur, der mit gut trainiertem Oberkörper durch die Wüste hüpft und auch vor einer russischen Striptease Show in einem Schwulenclub nicht zurück schreckt.
Sein Schauspielkollege Friedrich Mücke, den man eventuell aus dem Film Schreibe mir - Postkarten nach Copacabana kennt, ist sonst eher unbekannt. Aber nicht weniger talentiert. Sehr glaubwürdig ist er unermüdlich auf der Suche nach seinem Vater, von dem er nicht mehr hat, als die alljährlichen Postkarten zum Geburtstag, aber trotzdem der festen Überzeugung ist, dass es ihn gibt.
Die immer wiederkehrende Naivität, mit der die Helden des Films durchs Leben gehen und dabei vom American Way of Life keinen Plan haben macht sie so sympathisch.
Wenn sie zu Blinded by the light über den Highway rasen, möchte man doch schon gerne auf dem Rücksitz sitzen und dieses Gefühl von Glück und Freiheit miterleben.
Aber gerade diese Freundschaft wird auf die Probe gestellt. Von wem? Natürlich von einer Frau. Wie könnte es anders sein. Die lebenslustige Zoey (Alicja Bachleder) verhilft den beiden zum ersten Durchbruch ihres Heimatfilms und beim erfolgreichen Verkauf, scheinbar originaler Mauerstücke aus Berlin.
Doch lange kann diese Dreierkonstellation ja nicht gut gehen.
Wer am Ende den Kürzeren zieht, soll an dieser Stelle offen bleiben, aber eines sollte gesagt sein. Es geht um Freundschaft in diesem Film. Um Freundschaft ohne jeglichen Kitsch und Schnick-Schnack. Auf den verzichtet dieses liebenswürdige Road-Movie, das auf einer fast wahren Geschichte basiert.
Erwartet man ein glückliches Happy End à la Hollywood wird man enttäuscht. Nein es gibt keine Schlussszene, in der Veit mit seinem Vater glücklich vereint auf der Golden Gate Bridge steht, sein Kumpel Tom die Liebe seines Lebens gefunden hat und alle zusammen Hand in Hand in den Sonnenuntergang spazieren. Aber genau das ist gut so. Das macht ihn aus, diesen Film. Er ist echt.
Infos & Karten:
www.kinos-in-mannheim.de