In ihrem ersten Buch Fucking Berlin beschreibt Rossi den Lebens- und Liebesalltag einer Italienerin, die zum studieren nach Berlin kommt. Um sich dies zu finanzieren, jobbt sie mehrere Jahre lang im Rotlichtmilieu.
2008 führt das Buch viele Wochen lang die Spitze der Bestsellerlisten an und erregt viel Aufsehen. Rossi, immer mit Perücke und großer Brille, steht plötzlich in der Öffentlichkeit, gibt Interviews und musst Fragen zu ihrem Privatleben beantworten. Trotz des Medienrummels behauptet sie bis heute, dass nicht mal ihre Eltern von dem Doppelleben wissen.
Die Erfahrungen in erotischen Massagesalons, Laufhäusern und Bordellen beschreibt sie in ihrem Buch schonungslos, eigenwillig und detailliert. Sonia Rossi räumt mit dem Klischee der fremdbestimmten, von Zuhältern gezwungenen und ausgebeuteten Prostituierten auf und zeichnet ein Bild der selbstständigen, selbstbewussten Frau, die des Geldes wegen ihren Körper auf Zeit anbietet.
Und genauso ehrlich und unterhaltsam wie im ersten Buch geht es weiter. Knapp zwei Jahre nach Fucking Berlin erscheint die Fortsetzung mit dem Namen Dating Berlin. Darin lässt Rossi, mittlerweile alleinerziehende Mutter, ihre Huren-Vergangenheit hinter sich und macht sich auf die Suche nach der großen Liebe.
Mit ihrer Geschichte thematisiert Rossi das Problem vieler Singles im Großstadtdschungel einen passenden Partner zu finden. Auch sie greift zu unkonventionellen Mitteln: Mit Hilfe von Online-Partneragenturen, Blind-Dates und Speed-Dating-Treffen (ver-)sucht die Ex-Hure ihr Glück zu finden.
Um ans Ziel zu kommen muss sie einige Frösche küssen: Sentimentale Workaholics, kinderhassende Machos und feige Perverslinge. Viele Erfahrungen sind enttäuschend, dennoch gibt Rossi nicht auf und macht mit ihrem Optimismus allen Singles Mut.
Die temporeiche Erzählung auf knapp 280 Seiten liest sich schnell und ist auch ohne Vorwissen über Rossis Leben verständlich. Sowohl Frauen als auch Männer können sich in der einen oder anderen beschriebenen Situation wiederfinden und über skurrile Begegnungen herzlich lachen. Und genau das macht das Buch aus: Rossi schildert offen(-herzig) die Gedanken und Gefühle einer modernen Frau. Mit klaren und treffenden Formulierungen schafft sie Bilder von verschiedenen Männertypen und komischen Situationen.
Leider kann Rossi mit ihrem zweiten Buch nicht an den Erfolg von Fucking Berlin anknüpfen. Dies liegt wohl an der fehlenden Brisanz des Themas. Die Beschreibung eines Doppellebens zwischen Bordell und Uni-Bibliothek sorgt für mehr Interesse, als die Suche nach dem Mann fürs Leben.
Wer jedoch eine leichte, unterhaltsame und komische Lektüre sucht, sollte Dating Berlin auf jeden Fall lesen.
"Dating Berlin" erschien im März 2010 beim ullstein taschenbuch Verlag und ist zum Preis von 8,95 Euro zu erwerben.
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Sonia Rossi |