Artikel: Höher, Schneller, Weiter...[ Kolumne ]
13.07.2007  |   Klicks: 3157   |   Kommentare: 4   |   Autor: Kawakazee
Höher, Schneller, Weiter...
Es liegt in der Natur des Menschen, dass er nach Wohlbefinden strebt. Es ist auch nicht verwerflich, sein Leben zu gestalten, dass man sich wohl fühlt und sich mit schönen Dingen umgibt. Doch ist das Glück, das man dabei findet von Dauer? Ist das dauerhafte Streben nach Glück und Sensationen stetig erfüllend, oder leben wir in einer Scheinwelt von künstlich generierten Vorstellungen über Zufriedenheit und Wohlbefinden....
Es ist Samstag, 10 Uhr. Ich bin daheim auf dem Land. Ein Sonnenstrahl weckt mich und ein süßer Schmerz sticht mir ins Auge, erzeugt von dem Licht, das einen sonnigen und schönen Tag verspricht. Es ist einer dieser Morgen, an denen man sich wohl fühlt. Man will einfach nur hinaus und die Welt auf sich wirken lassen. So tue ich das auch. Ein Spaziergang durch die Weinberge- eine wunderbare Idee.

Auf dem Weg in völliger Abgeschiedenheit, kontemplativ und in sich gekehrt, streife ich über die hellen, teilweise recht verschlungenen Pfade der Weinberge. Ein süßer Duft von Frische hängt in der Luft und die Sonne wärmt mir an diesem doch recht kühlen Mittag das Gesicht, brennt schon fast, ungewohnt nach den grauen Witterungen des Winters! Frei von allen Gedanken wird mir plötzlich die eigentliche Leichtigkeit des Seins bewusst. Die Schönheit der Welt. Nichts Störendes. Nur Ruhe und die eigenen Gedanken. Selbst das Atmen wird manch einem erst wirklich bewusst, wenn man einfach nur die unbewussten Dinge des Lebens einmal zulässt. Dieses Gefühl hatte ich schon lange nicht mehr.

Warum eigentlich? Wieso kann man dieses Befinden von Unabhängigkeit und dem Bewusstsein der eigenen Existenz nicht immer präsent in sich haben? Es ist die Wirkung der Umgebung, die jegliche Möglichkeit zur Selbstreflexion nimmt? Immer bedacht darauf nichts verpassen zu wollen und im Rennen um Erlebnisse sich selbst zu überholen? In der heutigen Zeit vergessen die meisten einfach die Ruhe und die Müßigkeit zu schätzen. Sensation Seeking ist das Stichwort, das das Leben in der heutigen Zeit dominiert. Man versucht alles was kommt mitzunehmen um ja nichts zu verpassen. Befriedigung wird erst empfunden, wenn man denkt, man hat wertvolle Erfahrungen gemacht. Aber ist der Einklang mit sich selbst, die Losgelöstheit aller Zwänge keine Erfahrung, die man gerne machen würde oder machen sollte? Sich die Frage stellen, wer man wirklich ist, nicht, wer man sein sollte oder das zu sein, was die Umwelt von einem verlangt. Back to the Roots! Sich frei machen von allem Materiellen.

So sind Dinge, die einem das Leben erleichtern sollen, heutzutage nicht mehr abkömmlich. Anfangs als Hilfe für den Alltag gedacht geht es nicht mehr ohne die WMF-Knoblauchpresse, den deluxe Milchschäumer und diverse andere Utensilien. Ohne diese Sachen ist man aufgeschmissen. Kein Glück, weil der Alltag ohne diese unschaffbar erscheint. Aber wo waren wir ohne Handys, ohne Einparkhilfe, ohne Waschlappenreiniger und Eismaschine? Durch den Überfluss, den man tag täglich erfährt verlieren Kleinigkeiten- wunderschöne Kleinigkeiten- des Alltags an Bedeutung, gehen im Wust des Luxus verloren. Das Motto lautet: Wenn es nicht perfekt und teuer ist, ist es schlecht.
Wer wird sich heutzutage dem Regenbogen von gebrochenem Licht auf einem Blatt in der Morgensonne bewusst? Wer nimmt den Geruch von frisch gemahlenem Kaffee war, der morgens durch die Küche geht? Wem fällt der Farbenklecks inmitten der grauen Großstadt auf, der in Form einer Person oder einer Blume auftauchen kann! Durch die ständige Suche nach Sensationen und dem vergänglichen Glück besinnt man sich nicht mehr auf die Kleinigkeiten, die jemanden erfreuen können und das Leben eigentlich erfüllen. Man nimmt sie als selbstverständlich hin und merkt erst dass sie fehlen, wenn sie weg sind.

So eilen manche Menschen rastlos durch die Welt im Glauben nichts zu verpassen, jedoch fahren sie dahin wie in einem Zug, der nie hält und die Bahnhöfe nur durchfährt, die Sehenswürdigkeiten der Städte, die er passiert, aber nur erahnen lässt. Ein passives Wahrnehmen, da man nie wirklich in dem Augenblick verweilt, der so wertvoll sein kann.

Leb nicht in der Vergangenheit! Check!
Denk an die Zukunft! Check!
Lebe im Bewusstsein des Augenblicks! .............?

So stelle ich mir zum Abschluss die Frage, die sich immer wieder in mein Leben drängt:
HÖHER! SCHNELLER! WEITER! ......................... Aber wohin?!
 
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4 Kommentare zu diesem Artikel
14.07.07, 10:02 Uhr #1 von Lolly80
Na Kawa,
nun ist sie ja endlich online ... Und ich gebe dir immer noch recht ...
15.07.07, 12:21 Uhr #2 von Carsten_M
Sensation Seeking ist vor allem ein Stichwort, was ich noch nie gehört habe.
Der Aussage nach finde ich die Kolumne ja richtig. Nur liest sich das für mich ein bißchen zu sehr nach "Ich habs verstanden, warum verstehts sonst keiner".
Außerdem glaube ich, dass die große Mehrheit gar nicht so sehr nach "Höher, schneller, weiter" strebt, sondern bemüht ist, ihr eigenes Leben auf die Reihe zu kriegen und da wundert es mich nicht, dass der Blick für die einfachen, schönen Dinge verloren geht, denn dazu braucht es Zeit, die nicht jeder hat.
Dieser Eintrag wurde 1 mal editiert, zuletzt 15.07.07, 12:21 Uhr
15.07.07, 15:03 Uhr #3 von Selbstfinder
Oder Zeit, die sich nicht jeder nimmt.
17.07.07, 01:45 Uhr #4 von Antihero
An sich ist die Thematik sehr gut... gefällt mir! Regt zum Nachdenken an. Aber eine Frage hab ich trotzdem: Was für Zeig hast du genommen um diesen Text zu verfassen?!
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