Bevor der Ort Weltruhm erlangt, sieht das Leben der Bewohner eher traurig, verlogen und zerstört aus. Eine korrupte Bürgermeisterin sichert sich ihre Widerwahl dadurch, dass sie Ihrem jugendlichen Liebhaber billig Bauland verspricht und dem Klinikdirektor Zuschüsse in Aussicht stellt, wenn er ihre Tochter davon überzeugt ein Studium zu beginnen. Dem katholischen Pfarrer misslingt es, durch seine moralisierende, herabsetzende Art seine Gemeinde für Religion und Glaube zu sensibilisieren. Die Haltung des Pfarrers symbolisiert ein Raum füllendes, spiegelndes Kruzifix. Es muss ständig vom Dienstmädchen poliert werden und scheint drohend und reflektierend über die Menschen zu wachen. Wilson, Besitzer der Uhrmacherwerkstatt "Zeitgeist", geschwächt durch eine schwere Krebskrankheit, wünscht sich in seinen alten Tagen menschliche Nähe und Zuwendung. Zwei Gauner schlagen sich mit Kleinkriminalitäten durchs Leben, immer auf der Suche nach besseren Zeiten.
Von einem zum anderen Tag dreht sich das Leben in Riverpoint. Der Halbbruder von Wilson wird in Rom zum Papst gewählt. Jeder erkennt schnell: aus einer Geburtstadt des Papstes lässt sich Kapital schlagen und alle brauchen den schwerkranken Wilson nun für ihr lukratives Vorhaben. Schnell wandelt sich das einstige Cowboy-Kaff - ob eine Transformation des Plots nach Amerika für die Aussage des Stückes förderlich ist, sei dahingesellt - zu einem zweiten Marktl am Inn und die Hysterie kocht redlich über. Riverpoint mutiert zur Pilgerstätte, zum Papst Erlebnispark mit allen erdenklichen Souvenirs und sogar einem Pilgerpuff Maria Magdalena. Das wesentliche einer Papstwahl interessiert nicht und gerät somit in Vergessenheit. Über Inhalte wird nicht gesprochen, sie beschäftigen die Menschen nicht. Wen interessiert schon die fehlende Beziehung und Bindung zur Kirche? Jetzt kommt der Papst, jetzt sind wir Papst. Jeder sucht seinen persönlichen Profit und schlägt daraus Kapital. Als Resultat spiegelt das Kruzifix diese Prostitution der Kirche wider. Für die Menschen der Gegenwart nicht nur in Riverpoint hat sie an Bedeutung und Wert verloren. Etwas Liebenswertes, Halt und Inhalt spendendes wird nicht prostituiert. Ist Kirche nicht mehr zeitgemäß? Oder liegt ihr Scheitern in überkommenden Traditionen begründet, die den Gegenwartsmenschen fremd und einengend ausgrenzen. In Riverpoint scheint Kirche für die Menschen verloren zu haben, aber unter Funkenregen kommt mit dem Besuch des Papstes am Ende des Stückes doch noch Hoffnung auf.
Dem Regisseur und den überzeugenden Schauspielern gelingt es, Kirche für die Besucher zu thematisieren und Fragen aufzuwerfen, über Bedeutung von Religion und Kirche alle Jahre wieder. Eine gelungene, lebhafte, moderne und verständliche Inszenierung, die in ihrer ironischen Ausdrucksweise, besonders junge Theaterbesucher anspricht. Ein Stück welches sich lohnt, anzuschauen, nicht nur zur Weihnachtszeit!
Weitere Termine:
8.01.2008, 31.01.2008
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