Rainer Wenger ist in seinem Lehrerkollegenkreis die Ausnahme. Mit „Ramones“- T-Shirt geht er durch die Schule und lässt sich von seinen Schülern duzen. Ein Kind revolutionärer Gedanken, studiert in Berlin und wohnhaft in besetzten Häusern gewesen. Umso mehr packt ihn der Ehrgeiz, als er in der Projektwoche das bevorzugte Thema „Anarchie“ an einen unlieben Kollegen abgeben und sich stattdessen mit der „Autokratie“ beschäftigen muss. Anfangs noch demotiviert will er die Woche zunächst nur hinter sich bringen. Die Schüler wissen nicht mal, wovon das Projekt handelt. Zunächst. Hier nimmt die Geschichte jedoch ihren Lauf: Nach der Klärung des Begriffes entsteht eine hitzige Diskussion: „Bei uns aufgeklärten Deutschen könnten niemals wieder faschistische Strukturen durchbrechen! Wir haben aus der Geschichte gelernt!“ Basierend auf dieser Aussage startet Wegener einen Versuch: Alle Schüler sollen freiwillig Uniformen tragen, bestehende Cliquen werden aufgebrochen und die Sitzordnungen neu strukturiert. Die Parolen „Macht durch Disziplin, Macht durch Gemeinschaft“ bestimmen nun das Leben der Schüler. Sitzposition an der Schulbank und weißes Hemd sind zunächst Voraussetzung der Zugehörigkeit der neu entstandenen Formation. Nicht konforme Schüler werden schon nach kurzer Zeit ausgeschlossen. Das Projekt läuft besser als sich Wenger erhofft. Die Klasse emanzipiert sich und „Die Welle“, der Gruppenname, der von der Klasse gewählt wurde, wird ein Selbstläufer. Anfangs auf das Klassenzimmer begrenzt, schlägt das entstandene Gebilde Wellen: Getrieben von ersponnenen Ideologien gerät das Projekt aus dem Ruder.

Wer das Buch gelesen hat, wird überrascht sein, wie gut die Geschichte umgesetzt wurde. Selten bei Verfilmungen von Büchern ist die Qualität und der Inhalt gleichzusetzen mit der Vorgabe des Originals.„Die Welle“ jedoch bewältigt diesen Anspruch ohne Weiteres. Unnötige Effekte wurden ausgelassen und die Verfilmung besticht allein durch ihre Handlung. Trotz der Tatsache, dass es sich um eine Wiederauferstehung einer alten Idee handelt, versteht es der Film mitzureißen, selbst diejenigen, die durch das Buch „vorbelastet“ zu sein scheinen. Mit der Welle wird klar, dass Literaturverfilmungen und selbst Neuinszenierungen im Vergleich zu ihren Originalen nicht an Qualität verlieren müssen. Ein Film, der durch hohen Anspruch und sehr gute Besetzung zu den Filmen zählen sollte, die man gesehen haben muss! Kino mit Niveau, abseits reißerischer Effekthascherei mit dem Prädikat „Sehr gut“!

Spannung ***
Humor *
Anspruch *****

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