"Wenn ich das nur vorher gewusst hätte!
Könnte Dein Leben nicht ganz anders aussehen, wenn Du bestimmte Dinge nur schon vorher gewusst hättest?
Die Prüfungsfragen der nächsten Klausur, die Börsenkurse der nächsten Woche von den Lottozahlen ganz zu schweigen.
Glücklicherweise gibt es heutzutage genug Möglichkeiten durch das Schlüsselloch der Zeit zu linsen und die dahinterliegende Zukunft auszuspähen:
Es gibt den Wetterbericht, das Horoskop der Tageszeitung und den Veranstaltungskalender von schneckenhof.de.
Und es gibt eine ganz, ganz tolle Studie namens Horizons 2020, die kürzlich für den Siemens Konzern erstellt wurde und uns Einblick in die nächsten 15 Jahre gewähren soll.
http://w3.siemens.de/horizons2020/
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,3 36360,00.html
Wenn man auf der Mannemer Mess (dem Rummel auf dem Neuen Messplatz) im Zelt der Wahrsagerin
Madame Future noch einen Schein mehr auf die Tarotkarten drauflegt, offenbart sie einem auch die Tricks mit denen sie arbeitet:
Wahrsagen ist ganz einfach, mein Jüngelchen, verriet sie mir, mit plötzlich sehr tiefer männlicher Stimme (doch eher
Captain Future?
), während sie mir ihre faltige Hand vertrauensvoll auf die Wange legte.
Ich sage den Kunden nur, was sie sowieso hören wollen und nur Dinge, die ziemlich offensichtlich sind. Und ich beeindrucke sie mit geheimnisvollem Geschwafel von Lebenslinien und Tarotarchetypen.
Ich fürchte, die Autoren der Horizons 2002 sind genauso verfahren.
Die Studie entwickelt zwei an Spannung kaum zu überbietende Szenarien:
In Szenario 1 dominiert ein starker Staat gegenüber schwachen Unternehmen.
In Szenario 2 dominieren starke Unternehmen gegenüber einem schwachen Staat.
In Szenario 1 gilt der Satz "Die Gesellschaft ist geprägt durch eine große Offenheit gegenüber neuen Technologien"
In Szenario 2 auch.
Damit ist das Wesentliche der Studie eigentlich schon zusammengefasst.
Die wird dann noch auf über 300 Seiten ausgewälzt, und statt mit Lebenslinien wird der Leser ganz besoffen gemacht mit Megatrends, Konsistenzmatrizen, Deskriptoren und den 116 befragten Fachleuten.
(Von 671 angeschriebenen Fachleuten antworteten 116.
)
Der SPIEGEL gleitet in seinem Bericht über die Studie in Science Pulp Fiction ab und fabuliert von einem Computer, der ... [die] Szenarien berechnete.
Das klingt irgendwie so, als hätte der Computer vollautomatisch 671 Experten in aller Welt angeschrieben, Szenarien berechnet (nur zwei man will den armen Rechner ja nicht vollends überfordern) und anschließend selbständig das 300seitige PDF-Dokument (die Studie) ausgedruckt.
Fraglos handelt es sich bei dem eingesetzten System um eine künstliche Superintelligenz, die sich nahtlos einreiht in die Ahnengalerie der Rechner mit eigenem Bewusstsein, wie HAL, COLOSSUS und dem Server von Schneckenhof.de.
Zumindest hat mich das auf die Idee gebracht auch eine kleine Zukunftsstudie zu erstellen.
Zunächst habe ich mir überlegt, wie die Welt
vor 20 Jahren aussah, um dann auf die nächsten 15 Jahre zu
extrapolieren. (Wollte doch auch mal ein Fremdwort anbringen.)
Ich nutzte den Beginn eines Werbeblocks im Fernsehen zum Nachdenken, öffnete ein Bier, und am Ende des Werbeblocks wusste ich es:
Die Welt von heute und die Welt von
vor 20 Jahren unterscheiden sich vor allem durch zwei Dinge:
Handy und DDR.
Das eine gab es damals noch nicht, das andere gibt es heute nicht mehr.
Unvorstellbar!
Klingeltonküken Sweety trug damals noch Brille und hieß Erich Honecker, war aber mindestens genauso nervig.
Vor 19 Jahren tauchte es dann auf:
Das erste Handy (das auch so genannt wurde!) kommunizierte 1986 für geizgeile 579 DM im C-Netz.
http://www.u32.de/handy86.jpg
Mit dem Wort Handy haben wir übrigens noch Glück gehabt, wenn man die damals kursierenden Alternativen bedenkt: Porty, Handfunke und Ohrly. (Hol Dir Sweety auf Dein Ohrly!)
Wenn vor 20 Jahren jemand alleine in der Straßenbahn vor sich hinquasselte konnte man immerhin sicher sein, einen Verrückten vor sich zu haben.
Heute, im Zeitalter des Handys, ist es ganz normal die Umwelt zu ignorieren und durch Gespräche mit unsichtbaren Dritten zu belästigen.
Vielleicht ist ja auch einfach die ganze Welt verrückt geworden.
Welche Technologie, die heute noch im Anfangsstadium steckt, wird uns in 15 Jahren auf die Nerven gehen? Und welchen albernen Namen wird sie tragen?
Alles läuft zweifelsfrei auf das drahtlose Internet hinaus.
Gehen wir noch einen Schritt weiter: Das gehirnimplantierte Internetmodem verheißt uns Surfen ohne Pause: Nie wieder offline!
Wie könnte man dieses Gehirnimplantat nennen?
Brainbrowse, Netmind und Mindsurf findet google leider schon.
Wie wärs mit einem deutschen Wort: Hirnwellenreiter oder Birnenbrauser?
Etwas schwieriger ist es, aus dem Untergang der DDR Erkenntnisse für die Zukunft abzuleiten.
Aber wenn wir wissen wollen, was die Zukunft bereit hält, müssen wir auch immer das Unmögliche denken.
Mauerfall oder gar Wiedervereinigung waren vor 20 Jahren, nur vier Jahre vor der Wende, absolut unvorstellbar.
Heute träumt die unausgesprochene Wunschvorstellung (West) vom Wiederaufbau der Mauer.
http://www.stern.de/politik/deutschland/?id=529441
Daran glaubt im Augenblick auch niemand wirklich.
Aber he, vielleicht ist es 2010 doch soweit und wir bekommen die Tausend Milliarden Euro, die nach Ostdeutschland geflossen sind, zurückgezahlt. Das entspräche, bar auf die Kralle, mehr als 15.000 Euro Ossi-Verabschiedungsgeld für jeden Westdeutschen.
Soweit die Vorüberlegungen.
Exklusiv für schneckenhof.de-Leser erste Auszüge aus der daraus resultierenden, bahnbrechenden Studie:
Schneckenhofizonte 2020
2005
Die (Anti-)Katerpille wird zum freien Verkauf in Apotheken freigegeben.
Das aus den Enzymen einer Schmetterlingsart gewonnene Wundermittel baut 2 Promille Blutalkohol innerhalb einer Stunde ab.
2006
Nie wieder uninformiert - Unipartys werden mit mehreren Webcams live auf schneckenhof.de übertragen.
Deutschland wird Fußballweltmeister.
2007
Handys mit Klingeltönen werden verboten.
2008
schneckenhof.de lehnt Übernahmeangebot von Bill Gates über 1 Billion US-Dollar ab. Wir wollen unabhängig bleiben.
2009
Die Studiengebühren für Erstsemester an der Elite Wirtschaftshochschule Mannheim erhöhen sich auf 3750 Euro pro Semester.
2010
Unabhängigkeitserklärung Ostdeutschlands.
2012
Nanotexkrise zwischen den USA und Westdeutschland Zerstörung der Mannheimer Innenstadt. (siehe [articlelink51]Apokalypse Mannheim [/articlelink51])
2014
Wiederaufbau Mannheims unter Bürgermeister Xavier Naidoo.
2018
Nie wieder offline!
Dank Stecknadelkopf großen Implantaten (neusurfs*), die als Internetempfänger fungieren und den Browseroutput von hinten auf die Netzhaut projizieren.
Maus und Taste haben abgedankt, die Steuerung erfolgt direkt durch Gehirnströme.
(*) Zusammengesetzt aus den Wörtern Neuron und Surfen.
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Nachtrag:
Die Studiengebühren könnten vielleicht noch verhindert werden Politiker knicken bei genügend Widerstand ziemlich schnell wieder ein.
Zukunft kann nämlich nicht nur vorausgesagt, sondern auch verändert werden.
http://www.abs-bawue.de/
Ein Ereignis erscheint mir jedoch absolut unausweichlich:
2020
Der schneckenhof.de-Server reißt die Weltherrschaft an sich.
Im dann kommenden Zeitalter kann es sicher von Vorteil sein, wenn man schon seit 15 Jahren registrierter Benutzer auf schneckenhof.de ist.
Nur so als Tipp.
Sagt dann nicht, Ihr hättet es nicht vorher gewusst.
http://www.schneckenhof.de/cgi-bin/picCOM/anmelden .cgi