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Lilja-4-Ever
Datum: | Mi 10.05.06 |
Uhrzeit: | 20:00 Uhr - 22:30 Uhr
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Location: | Verfügungsgebäude L7 Uni Ma |
Stadt: | |
Veranstalter: |
CineAStA
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Kategorie: | Kino |
weitere Infos:
Lilja-4-Ever
Dänemark / Schweden, 2002, russisch mit dt. U.
Regie: Lukas Moodysson
Ein packendes Drama, das einen nur schwer loslässt. Lilja (Oksana Akinshina) ist sechszehn Jahre alt und lebt in einer estischen Trabantenstadt. Ihre Mutter (Ljubow Agapowa) hat einen neuen Freund und gemeinsam planen sie, in die Staaten zu gehen. Doch Liljas Vorfreude wird jäh gebremst - denn sie muss alleine zurückbleiben. Ihre Tante Anna (Lilija Schinkarjowa) soll sich nun um sie kümmern. Doch diese steckt Lilja in eine Wohnung und überlässt sie sich selbst.
Einzig der kleine Volodya (Artiom Bogucharskij) hält zu Lilja und zieht sogar bei ihr ein, als ihn sein Vater aus der Wohnung wirft. Er geht mit Lilja ein Stück des Weges, auch als sich Lilja für Geld an Männer verkauft. Doch ihr tristes Leben findet eine Wende, als sie Andrei kennenlernt. Beide verlieben sich ineinander und wollen nach Schweden gehen. Nun ist es Volodya, der zurückbleibt.
Während Lilja alleine nach Schweden fliegt, Andrei will nachkommen, nimmt sich Volodya das Leben und hat fortan als Engel an Liljas Leben teil. Denn Adrei ist ein Schlepper und hat das junge Mädchen nach Schweden an einen Mädchenhändler verkauft. Liljas Erniedrigungen nehmen zu, sie wird zur Prostitution gezwungen und es gibt keinen Ausweg ...
"Lilja 4-Ever" ist ein packendes Drama, das in klaren, nüchternen Bildern vom Weg erzählt, den viele junge Mädchen in dieser Welt gezwungen werden zu gehen. Hauptdarstellerin Oksana Akinshina brilliert in ihrer Rolle und erhielt dafür sogar den Gulbagge Award. Ihr unverbrauchtes Gesicht belebt den Bildschirm und nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise ohne Ausweg. Es ist der Pessimismus, der überwiegt.
In einer Welt voller Gewalt, Lüge und Hoffnungslosigkeit, ergeben sich die Kinder dem schnellen Drogenrausch und ihrem Schicksal. Einzig das Ausland scheint noch Perspektiven zu bieten. Dabei sind die Länder austauschbar. Egal ob Estland, Russland oder Afrika, egal ob Schweden, Schweiz oder Deutschland, Mädchenhandel findet überall statt.
Oksana Akinshina zeigt glaubhaft, wie Lilja den Boden unter den Füßen und schlussendlich den Glauben verliert. Einsam und alleine in einer fremden Welt sucht sie den Tod. Einzig ihre Freundschaft zu Volodya scheint Bestand zu haben, ist der neue Lebensmittelpunkt.
Und dennoch gelingt es beiden nicht, sich aus ihrem Umfeld zu lösen und ein neues Leben zu beginnen. Die Umstände lassen es nicht zu - vielleicht. Und so endet der Film tragisch, verlangt nach Reflektion und lehrt den Zuschauer, die Welt mit anderen Augen zu sehen. "Lilja 4-Ever" ist kleines Kino, fernab der Mainstream-Action - und dennoch ein großer Film.
Regisseur Lukas Moodysson zeigt uns eine dreckige Welt, in der ein Menschenleben nichts zählt. Obwohl er sich auch für die Story verantwortlich zeigt, trägt er scheinbar nur geringen Anteil an diesem packenden Drama. Da er kein russisch spricht, überließ er seinen Darstellern den Dialog, ließ sie einfach spielen. Um so mehr Respekt muss man Oksana Akinshina und Artiom Bogucharskij entgegenbringen. Sie tragen die Hauptlast in dieser sozialkritischen Studie, die förmlich nach Aufmerksamkeit schreit. Der Film berührt, fesselt und lässt nicht mehr los.
Harte Klänge, wie die Musik von Rammstein, wecken auf. Vielleicht ein ungewöhnlicher Soundtrack, dennoch passend gewählt. Es ist die Gesamtkomposition aus Film und Musik, die hier überzeugt. Dazu eine minimalistische Klangkulisse, verbunden mit dreckigen Plattenbauten, die einen in die Trostlosigkeit stürzen lässt. Doch im Gegensatz zu Liljan, ist für den Zuschauer irgendwann der Film zu Ende. Für die Liljans dieser Welt, ist jedoch das Leben beendet.
Und so zeigt Lukas Moodysson schonungslos die Realität unserer Wohlstandsgesellschaft, reißt die Maske vom Antlitz der Unwissenheit und stellt die Freier an den Pranger, die glauben, einem jungen, zur Prostitution gezwungenen Mädchen einen Gefallen zu erweisen, in dem sie argumentieren, ihr Opfer hätte nun ein besseres Leben als in der Heimat. "Lilja 4-Ever" geht tief, greift ohne falschen Scham die Substanz an und legt die Geschwüre offen, die ansonsten unsichtbar in unserer Gesellschaft wuchern.
"Lilja 4-Ever" ist ein Film, den man gesehen haben sollte. Es ist ein Drama, das nachwirkt.