Johannes Oerding
Johannes Oerding
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Soundcheck1999. Schülerband, Stadtfest, Niederrhein. Es sind Produzenten vor Ort, die wegen einer anderen Band da sind, nach dem Auftritt aber Oerdings Nummer wollen. Der Anruf kommt tatsächlich: Johannes soll nach Hamburg kommen. Er denkt sich noch nicht viel dabei und muss prompt schlucken, als er die Goldenen Schallplatten an der Wand sieht. Hollywood. So nennt er Dinge, die ihm unerreichbar erscheinen. Und Künstler sein, das ist verdammt weit weg, wenn man vom Dorf kommt, beim Schlachter jobbt und auf Bauernhöfen Medikamente ausliefert. Aber selbst da hat er schon diesen Hauch von Ahnung hinter den Ohren, dass das was er macht gut ist und der Traum wahr werden könnte. Als er also mit 17 zum ersten Mal in einem Studio singt, ist er aufgeregt, kann sich aber auf sein Talent verlassen. Als die Profis ihn unter Vertrag nehmen wird ihm bewusst, dass dies der Moment sein könnte, an dem er vielleicht tatsächlich groß raus kommen würde. Noch nicht ganz. Er weiß ja weder was er will, noch in welche Richtung es musikalisch gehen soll und hat Glück, dass seine Mentoren ihn nicht verheizen. Für sie ist er ein ‚Rohdiamant’, dem sie Zeit zur Entwicklung geben. Er soll sich in Geduld üben. Gelinde gesagt, nicht gerade seine größte Stärke. Also schicken sie ihn zum Livespielen an jede Milchkanne. Und der halbstarke Musiker dreht nicht durch – im Gegenteil: Die Ochsentour macht ihm sogar Spaß. Oerding ist fürs Livespielen gemacht. Das ist sein Element. Bis er 19 ist, pendelt er nach Hamburg, um als Musiker zu arbeiten, während er parallel zunehmend halbherzig studiert. Zwischendurch wird er manchmal hektisch: Johannes muss ständig was anschieben, Stilstand macht ihn nervös. Seine ausgeprägte Loyalität rettet ihn. Bis heute arbeitet er mit demselben Team, weil ihm Vertrauen in seinem Umfeld mehr wert ist, als alles andere. Der Gig im Hamburger Hörsaal geht 2005 über die Bühne. Mittlerweile ist Oerding 23 und hat einige tausend Kilometer Musikerfahrung auf der Uhr. Offenbar sogar so viel, dass selbst der heilige Udo Lindenberg ihm eine „Kehle aus Gold“ bescheinigt. Jetzt ist die Zeit für das erste Album reif: Demos gehen an Labels, erregen Aufmerksamkeit, aber alle wollen sie dieses oder jenes ändern. Dafür ist Johannes Oerding aber schon zu selbstbewusst. Die alte Schule hat ihn viel gelehrt. Dankbarkeit zum Beispiel. Aber auch Rückgrat. 2007 meldet sich eine Firma, die seine Songs genauso haben will, wie sie sind. Handshake – und jetzt beschleunigt er von Null auf Hundert in einer Handvoll Jahren: „Erste Wahl“, „Engel“, Major-Label, „Erste Wahl Re-Edition“, „Boxer“, von 0 auf 11 in die Charts und jedes Jahr mindestens hundert Konzerte. Also die perfekte Basis für sein drittes Album „Für immer ab jetzt“. Showtime »Albumtitel und Titelsong beschreiben einen sehr persönlichen Moment. Einem, an dem mir bewusst wurde, dass sich manche Augenblicke nur mit dem Herzen festhalten lassen. Die andere Ebene ist, dass ich mich heute als Musiker im besten Sinne etabliert fühle – und der Weg dahin hat sich überhaupt nicht wie Arbeit angefühlt. Wo ich jetzt bin, ist mein persönliches Hollywood. Mit „Boxer“ habe ich mich vielleicht zum Teil noch selbst motiviert – jetzt empfinde ich eine noch größere Freude und Freiheit. Das Grundgefühl auf dem Album ist: „Für immer ab jetzt“ ist alles möglich.« Hört man. „Für immer ab jetzt“ benutzt tatsächlich alle Farben, spielt auch mal mit elektronischen Sounds, ungewöhnlichen Instrumentierungen und allen möglichen Gefühlswelten. „Für immer ab jetzt“ erhöht auch noch mal das Tempo und rennt mit Livekrachern wie „Wo wir sind ist oben“, dem fröhlich schnipsenden „Sommer“ und der Hymne „Und wenn die Welt“ schon mal vor auf die Bühne. Die erste Single „Einfach nur weg“ klingt wie der Soundtrack zum Cover des neuen Albums. Die sanft eingefärbte Wolkenlandschaft symbolisiert eine Flucht aus dem Alltag, den Bungee-Jump für die Seele, nach dem sich jeder mal sehnt. »Ich habe schon beim Schreiben des Songs gemerkt, dass etwas daran besonders ist. Diese Sehnsucht, die ich selbst manchmal fühle und die ich versucht habe, in Worte zu fassen kann jeder nachvollziehen. Außerdem hat er eine Dynamik, die für das ganze Album steht. Der Song fängt ruhig an und steigert sich zum Ende hin zu völligem Ausrasten ... Auch durch die flächigen Synthesizer-Sounds entsteht für mich ein‚Über-den-Wolken-Gefühl’.« Erfrischenderweise leugnet Johannes die autobiografischen Züge seiner Songs nicht: »Ich würde sagen, die Quote ist so bei 90%. „Nichts geht mehr“ ist zum Beispiel die Aufarbeitung einer früheren Beziehung – der Song lag eine Weile, aber irgendwie fehlte immer eine Zeile. Die kam mir dann, als ich während eines Engagements mal mit meiner Band im Casino war. Ich hab erst gewonnen und später noch viel mehr verloren ...«, dabei grinst er wie einer der gut damit leben kann, auch mal auf die Nase zu fallen, solange er das Gefühl hat, seiner Intuition zu folgen. Was direkt an die hinreißende Ballade „Mein schönster Fehler“ erinnert. In dem Liebeslied geht es nämlich genau darum: Manche ‚Fehler’ sind so herrlich, dass man sie immer wieder machen würde. Und die Wahrhaftigkeit, die man gerade dann hört, wenn seine Stimme rau wird und bricht – die macht seine Musik aus. Backstage Johannes Oerdings Wesen verdichtet sich vermutlich am ehesten in „Nicht genug“. Einerseits handelt es sich um eine atemlose Ode an das freie Leben auf Tour, andererseits ist der Song Ausdruck dessen, dasser trotz aller Erfolge noch nicht da ist, wo er hin will. Denn, wo das ist, weiß er mittlerweile genau: »Vor vielen Leuten spielen ist besser als vor wenigen – wo ich spiele ist mir egal. Hauptsache, es stehen 50.000 Leute davor. Wenn ich zwischen einer ausverkauften Tour und einem Echo wählen müsste – ich würde definitiv die Tour nehmen.« Na klar, typisch Oerding. 0 Kommentare zu diesem Event
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